VÖ: 22. Februar 2019
Label: Through Love / Indigo
Neànder, das sind Mitglieder von Earth Ship, der Casper Liveband, Ånd und Albez Duz. Das Berliner Kollektiv präsentiert auf ihrem selbstbetitelten Debüt fünf Songs, die sie selbst als Ritualmusik bezeichnen. Die Rahmenbedingungen für eine gute Platte stimmen: Aufgenommen in den Hidden Planet Studios, wo sich auch schon The Ocean, Asbest und Sun Worship eingefunden haben, gemischt unter anderem von Jan Oberg von Earth Ship und gemastert vom genialen Cult of Luna Drummer Magnus Lindberg, der sich in den letzten Jahren einen Namen aus (Obacht!) Master of Mastering gemacht hat (checkt auch mal die Belgier Thot aus, die bei ihm waren).
Folgerichtig kommt dabei ein postmetaleskes, Sludge und Doom angehauchtes Stück Musik heraus, das seine Wurzeln dennoch im Black Metal hat und ohne Probleme bei einem romantischen Lagerfeuer in der Nähe der Fantoft-Stabkirche in Bergen, Norwegen im Hintergrund laufen kann.
Der Opener Khàpra gibt direkt mit seinen sphärischen Riffs die Richtung vor, die konsequent bei Thũjen verstärkt werden, um sich nach einer druckvollen, sehr düsteren und bester old school Black Metal- Klimax selbst zurückzunehmen. Die verbleibenden drei Minuten sind Postmetal der besten Güte und vergessen dabei nicht, charmant Doom Elemente mit einzubauen. Stark!
Aas ist ein wundervoll melodisches Stück, das wiederum sämtliche bereits angesprochene Subgenres vereint, aber noch am Ehesten an Type 0 Negative erinnert, oder doch an Taake? Weg mit den Vergleichen- es klingt nach Neànder. Iimago ist mit nur drei Minuten Spielzeit der Ausreißer des Albums und setzt auf ausgeklügelte Melodiefolgen, die zum Träumen anregen, bevor es beim letzten Stück Møder (und hier ist die Erinnerung an Slayer nun doch nicht zu überhören) nochmal richtig zur Sache geht.
Nun, Ritualmusik- so weit muss man vielleicht nicht gehen, aber Fakt ist, dass auf 37 Minuten Gesamtspielzeit ein konformes Klangbild erzeugt wird, das schnell ins Ohr geht und dort bleibt. Leicht zugängliche Melodien und Soundgefüge, die sich doch stark dem Postmetal und Doom zuordnen lassen, aber eben nicht nur, erzeugen in Abfolge einen schon fast meditativen Effekt. Dass Neànder ganz ohne Vocals auskommen schadet überhaupt nicht sondern ist dem Konzept tatsächlich äußerst dienlich. Shuffle-Freunde sollten sich zurückhalten, die Stücke funktionieren am Besten in der vorgegebenen Reihenfolge. Starkes Debüt und auch live bestimmt großes Tennis.
Redaktion: Désirée Pezzetta